Ein schöner Abschluß

03. - 10.10.2019

In der Nacht vibrieren bei jedem Donner die Scheiben im Haus. Es regnet so heftig, dass wir uns erst nachmittags aus dem Haus wagen. Gegessen haben wir und nutzen das beruhigte Wetter zum Spaziergang. Wir entdecken einen Naturladen und bekommen das beste Eis der Stadt.

Für eine kleine Runde schwingen wir uns aufs Moped. In vielen Kurven um die Klöster und durch eine einsame fantastische Landschaft. Plötzlich ziehe ich Volker heftig, damit er anhält. Mitten auf der Straße ist eine Schildkröte. Ich halte einen entgegenkommenden Rollerfahrer an und gestikuliere ihm, das Tier von der Fahrbahn zu nehmen. Schließlich kann er schneller abspringen. Er schaut mich an, als hätte ich nicht mehr alles Tassen im Schrank und fährt weiter. Ich rette sie. Wir treffen einen jungen Südtiroler, der ohne Zeitlimit in Europa unterwegs ist. Zusammen winken wir in die Kamera. In der Taverne von Maria's Onkel machen wir Mittagspause. Dann fährt das Bike automatisch zum Naturladen. Volker hat schon sein Favoriteneis. Der Massentourismus an den Klöstern ist inzwischen verschwunden und wir lassen die Drohne um uns kreisen.

Jetzt müssen wir noch unsere Neugier befriedigen. Erneut starten wir unsere abgebrochene Wanderung in umgekehrter Richtung. Durch den Wald, steil nach oben, versteckt hinter dem Kloster, kommen wir raus. Dem Touristenstrom folgend besichtigen wir es. Unglaublich, was hier im 14ten Jahrhundert in und auf die riesigen Felsen gebaut wurde. Wieder zurück, nehmen wir einen Snack ein und schleppen uns mit letzter Kraft zum besten Eis der Stadt. Man begrüßt uns schon wie Stammgäste.

Von unserer Vermieterin verabschieden wir uns mit Zeichensprache. Sie würde uns gerne noch Walnüsse mitgeben. Sind wir denn nicht genug bepackt? Es ist bewölkt und wir fahren über die Autobahn nach Igoumenitsa. Diese schraubt sich hoch auf tausend Meter bei 12 Grad. In der Hafenstadt holen wir unsere Tickets ab und verbringen eine kurze Nacht im Hotel. Mit Taschenlampe müssen wir das Motorrad packen und bekommen einen Herzinfarkt, als plötzlich drei riesige Vierbeiner um uns herumschwänzeln. Die "Sauhunde" schmusen sich an, nachdem sie uns die ganze Nacht die Ohren vollgebellt haben.

Bei tollem Wetter fahren wir 25 Stunden lang nach Venedig. Nachts liegt der lauteste Schnarcher natürlich direkt neben uns. So wie wir auch später an den Mautstellen immer in der falschen Schlange stehen. Murphy's law. In Italien stellen wir die Uhr wieder eine Stunde zurück und machen uns auf den Heimweg. Wir freuen uns auf die Nacht im herzlichen Bayern und kommen bei strömenden Regen an. Am Landgasthaus in Nesselwang parken wir am Haus, damit wir die nassen Sachen nicht so weit schleppen müssen. Der Motor ist kaum aus, da erscheint ein unfreundliches Gesicht an der Tür und schickt uns weiter weg (der Dialekt ist nicht bayrisch). Sowas ist uns im ganzen Urlaub nicht einmal passiert. Willkommen in Deutschland. Wir mussten für Luxus-E-Mobil Platz machen.

Ein wunderschöner Urlaub ist zu Ende. Herzlichen Dank für eure tollen Kommentare und Nachrichten, auf die wir jedes Mal gespannt sind. Viele Grüße nach Rumänien an Erwin. Du bringst uns mit deinen Mails immer zum Lachen. Joker, wir freuen uns, dass wir dich mit unserer Begeisterung für Albanien angesteckt haben. Jack, unserem treuen Leser, und seiner Martina eine super Zeit in Griechenland. Ach und Romano: wir wollten nicht nach Hause, dafür war es viel zu schön.


Ach ja da war doch noch was...

...unsere Maschine hat dieses mal auch gehalten und wir mussten unseren Urlaub nicht wieder vorzeitig abbrechen :-) :-)

@Karl Gerber

Vielen Dank für Deine Unterstützung

Die Reise ist noch nicht vorüber

28.09. - 03.10.2019

Monatelang akribisch vorbereitet, ist es endlich soweit. Volker hat zu Hause schon die beste Zeit (Neumond) und dunkelste Lokation ausfindig gemacht. Er möchte die Milchstraße fotografieren. Das Rindfleisch ist gekauft und wird mit gefrorener Wasserflaschen kühl gelagert, Gemüse und Trinkwasser sind aufgeschnallt. Nicht einfach, einen einsamen Platz in den Bergen für Zelt uns Motorrad zu finden. Es ist heiß und wir stellen erst das Tarp auf. Mit Axt und Säge bewaffnet geht Volker Feuerholz sammeln. Dann packt er den Edelstahlgrill aus, pustet sich einen Wolf und legt das Fleisch drauf. Ich mache einen Salat. Beim Gurkenschälen rutscht das Messer kurz in den Finger. Harmlos, scharfe Peperonis sind schlimmer. Ein verschlafener Hund kommt, schaut ganz drollig unschuldig und pinkelt an unser Stativ.

Die Sonne ist inzwischen hinter den Bergen, das Geschirr gespült und die Knochen sicher vor Bären und Wölfen vergraben. Ein Glockengebimmel aus dem Wald wird immer lauter. Vier Kühe erscheinen und schlendern die Straße hinunter. Beim Zeltaufbau kommen  drei Jungs auf einem Mofa. Die Neugier ist schnell befriedigt und sie verschwinden wieder. Noch nicht ganz Dunkel und der Himmel ist schon voller Sterne. Zwei Stunden Zeitraffer sitzen wir aus. Etwas unheimlich ist es schon in der Finsternis. Zwischendurch klatschen wir in die Hände, um die schleichenden Geräusche und Schatten zu vertreiben. Der Sternenhimmel ist zwar nicht so extrem, wie auf der Südhalbkugel, kann sich aber sehen lassen. Noch ein paar Fotos und wir kriechen ins Schlafzimmer. 

Eine Grundreinigung ist bitter notwendig. Wir schieben uns durch duftende Ziegenherden, von denen wir uns nicht groß unterscheiden. Schöne Straßen führen uns ans Meer. In einem Kaffee an der Promenade suchen wir eine Unterkunft. Mit 31 Grad ist es gut warm und wir haben keine Lust mehr weiterzufahren. Volker klappert zu Fuß zwei Hotels ab und in einem können wir das Bike in der Tiefgarage parken. Durch die Nachsaison ist es schön friedlich. 

Wir sind bestimmt die einzigen Gäste in dem großen Gebäude. Beim Frühstück trifft uns der Schlag. Alles voll. Eine Busladung Franzosen, die schon sehr lange in Rente sind, füllt den Raum. Zum Glück haben die keine Zeit und sind schnell wieder weg. Wir genießen unseren freien Tag am Meer, im Pool, im Restaurant, in der Creperie und in der Bar.

Vom Adriatischen Meer fahren wir über den tollen Llogara-Pass zum Ionischen Meer. Wunderschön durch Olivenwälder und immer wieder am Wasser entlang. Über 100 Kilometer nur Kurven bis zur nächsten Zwischenstation. Wir parken in einer kleinen Oase und sind sofort in die Familie integriert. An vier Tänzern vorbei kommen wir zur wunderschönen Bucht. Mit Cocktails, Céline Dion im Ohr und Blick auf türkisfarbenes Meer, genießen wir den Moment.

Oje, wie sieht denn unser Moped aus? Total grün, aber gut duftend. Der Gärtner war da und hat die Hecken geschnitten. Beim selbstgemachten Raki planen wir unsere Weiterfahrt. Nicht einfach, denn es kündigt sich wieder eine Regenfront an. Nach langer Überlegung entschließen wir uns, nach Griechenland zu reisen. Es fällt uns sehr schwer, Albanien zu verlassen. In diesem wunderschönen, unheimlich gastfreundlichen Land, gibt es noch so viel zu entdecken. Es ist das einzige Land, wo mehr Einheimische im Ausland leben. Es gibt 10 Millionen Albaner. Davon leben 6 Millionen im Ausland. Unzählige Cafés mit Waschanlage nebenan. Alle Nutztiere laufen frei herum und jede Toilettentür hat ein Glasfenster (den Sinn habe ich leider noch nicht herausgefunden).

An der Grenze nach Griechenland haben wir weder Alkohol noch Tabak zu verzollen und werden schnell durchgewunken. Da es bald regnen soll, schließen wir das Abenteuer Zelt ab. An den Meteor-Klöstern haben wir uns ein kleines altes Häuschen gemietet. Mit klein meine ich die Höhe. Volker kann nicht überall gerade stehen. Trotz GPS sind wir am Suchen. Ein Grieche spricht uns im richtigen Moment auf deutsch an, schwingt sich auf seinen Roller und lotst uns zu unserer Unterkunft. Ein Obstkorb und frisch gebackener Kuchen stehen schon bereit. Während wir entspannt auf der Veranda sitzen, bringt sie uns einen Hammer und gesammelte Walnüsse. Die Aussicht auf die Felsen sind der Wahnsinn. Gigantisch ragen sie senkrecht in den Himmel.

Endlich haben wir einen Wandertag. Der Regen soll erst kommende Nacht einsetzen. Der Himmel ist blau und wir richten unsere sieben Sachen. Dann laufen wir dreimal hin und her, bis wir den richtigen Weg finden. Noch nicht aus dem Dorf, sind wir schon nass geschwitzt und die Sonne ist verschwunden. Aha, hier geht es bergauf. Durch einen schönen Weg um die Riesen herum, auf denen immer wieder Klöster zu sehen sind. Hören wir Donner? Ist nicht gemeldet. Deshalb liegen unser Regenjacken im Haus. Der Groll wird lauter und die ersten Tropfen fallen. Eh schon nass vom Schweiß schalten wir einen Gang höher. Doch dann hört der Weg auf. 

Wir stehen auf einem Parkplatz mit vielen Touristen und müssten jetzt bei Regen noch 6 Kilometer die Straße entlang laufen. Am Souvenierstand ruft jemand laut auf englisch: Regenjacken zu verkaufen. Er kann Gedanken lesen und wird gleich zwei Stück los. Es donnert über uns und verzweifelt suchen wir einen kürzeren Weg. Richtung Wald steht ein Pavillon, unter dem ein junges Paar sitzt. Wir stellen uns unter und sie fangen gleich an zu erzählen. Pesh ist aus Kurdistan, Maria hat griechische Wurzeln. Sie leben in New York und machen 2 Wochen Urlaub, um ihre Verwandtschaft zu besuchen. Smalltalk? Wir müssen doch weiter. Volker hat den Plan, zu Fuß weiterzugehen, wohl noch nicht aufgegeben. Nebenbei frage ich, ob sie mit dem Auto da sind. Kommt denn niemand auf die Idee, uns mitzunehmen? Inzwischen tropft es durch das undichte Dach auf unsere Plastiktüten. Irgendwann wird meine Bitte deutlicher und sie fahren uns im Mietwagen in die Unterkunft. Die Telefonnummern werden ausgetauscht und wir treffen uns später im Restaurant. Diesmal bei Sonnenschein, mit Schirm und Regenjacken bewaffnet. Wir erzählen viel miteinander und können uns für die Rettung revanchieren. Pesh macht tolle Makroaufnahmen. Wer ihn auf Instagram folgen möchte: pesh.saleem

Die Welt ist klein

25. - 28.09.2019

Wir erleben hier einen unserer schönsten Urlaube. Doch mit traurigen Gedanken an Dominic fahren wir weiter. Die Landschaft ist saftig grün und bergig. Überall sieht man die scheinheiligen wilden Hunde. Tagsüber extrem friedlich und nachts bellen sie sich die Seele aus dem Leib. Das GPS macht wieder eine unschöne Schleife. Ausgerechnet an der schmalsten Stelle der Straße kommt uns ein riesiger LKW entgegen.

Ein nagelneuer Campingplatz in Berat, Stadt der tausend Fenster, wird unsere neue Bleibe. Mit Obstteller werden wir freundlich begrüßt. Auch hier, wie überall, steht ein offener Kühlschrank. Man sagt einfach am Schluss, was mach sich genommen hat. Wo gibt es denn noch sowas? Hier lernen wir Ralf aus München kennen, der mit Freundin und IVECO unterwegs ist. Wir stellen fest, dass wir einen gemeinsamen Bekannten haben: Peter Marz (durch das Dragster-Rennen). Viele Grüße Peter.

Berat wurde 1961 offiziell zur Museumsstadt ernannt und ist seit 2008 UNESCO-Welterbe

Ein tolles Bild, wie die hübschen Häuser mit den vielen Fenstern an der steilen Felswand hängen.

Volker findet auf dem Handy einen Fußweg hoch zur Burg. Da steht aber kein Schild. Das ist hier ebenso. Ich folge ihm. Im Zickzack laufen wir nach Oben. Der Weg wird schmaler und endet stellenweise. Ein Stück auf der Mauer, über Gras und durch den Wald kommen wir bei einem Musiker von hinten raus. Er hat nur die Kopfbedeckung getauscht und haut inbrünstig auf sein Tamburin.

Bei der Tagestour machen wir auf einem Berg Kaffeepause. Wir wollen wieder zum Motorrad, aber es ist nicht mehr da. Das schwere Teil ist drei Meter tief den Hang hinuntergestürzt. Den Schaden kann man von hier aus schon sehen. Volker bekommt direkt Tränen in die Augen. Schon wieder ist ein Urlaub vorzeitig zu Ende. Ein absoluter Alptraum. Mit klopfendem Herzen wache ich auf. Immer noch in Berat starten wir zu einer Tagestour. Durch eine wunderschöne Landschaft, mit Blick auf einen der höchsten Berge des Landes: Tomorr 2.415 Meter. In vielen Kurven, auf neuer Straße, entlang einer Schlucht. Traumhaft.

Zeit für die Mittagspause. Lokal und Supermarkt in einem. Die Bestellung funktioniert nur in Zeichensprache. Volker wird zur Gefriertruhe gelotst. Mit zwei Päckchen in der Hand geht es bei anderen Gästen von Tisch zu Tisch. Eier werden hochgehoben (immer gut) und schon steht das Menü. Ein frittierter Maiskuchen, Quark, eingelegte Paprika kommen. Danach etwas nicht definierbares. Schweinehaut und Fett können wir noch erkennen, den Rest nicht. Erst mit dem Raki abends bekommen wir das Zeug aus dem Kopf.

In Berat begeben wir uns auf die Spuren von Itchy Boots (weltreisende Bikerin) und erzählen mit einem Einheimischen, den sie im August getroffen hat.

Jetzt bekommt Volker endlich seine wilde Nacht. Es wird toll, denn all seine Wünsche werden erfüllt.

Albanien... Das versteckte Paradies

20. - 24.09.2019

Wir verlassen den nagelneuen Campingplatz mit der netten Familie. Wer nach Albanien kommt, sollte unbedingt hier einen Stopp einlegen. Es wird Zeit für etwas Kultur und wir steuern Kruja an. In der Nähe der Altstadt finden wir einen kleinen Platz. Es ist erst Mittag und keiner da. Mit Blick auf Berg und Tal bauen wir unser Zelt auf. Dann kommt der Chef. Er spricht deutsch und kennt Germersheim. Unglaublich, die Deutschen vermuten uns meistens aus Gera. Er schickt uns ein Stockwerk höher und wir ziehen um. Für unsere Umstände bringt er eine frische Melone und Gemüse aus dem Garten. Gleich vertilgen wir Rucola, Peperonies, Tomaten und Gurke. Ich beiße in die letzte Peperoni und bekomme keine Luft mehr. Dann folgt ein Hustenanfall. Entweder ich sterbe oder bekomme nie wieder Halsschmerzen. Schluckauf setzt ein, die Tränen fließen und die Lippen werden dick und rot. Außenrum wird gelacht und die Hühner kommen gerannt. Ich fühle mich wie eine Schaubudenfigur. Irgendwie müssen wir ausgehungert aussehen, denn wir bekommen noch Trauben und werden zu einem Feigenbaum geführt. Dabei wartet Volker doch nur sehnsüchtig darauf, dass der Pizzaofen angeschmissen wird. Erst heißt es 2 Minuten, dann 5. Dann 40, dann 20. Auf jeden Fall geht er jetzt Holz sammeln.

Die Melone teilen wir mit Nina, eine Bikerin Mitte 20 und alleine unterwegs. Das Mädel ist richtig klasse. Ihre Eltern, Heike und Helmut Kaitinnis sind in der Motorradbranche bekannt. Die Familie hat schon einige Reisebericht geschrieben. Wir erzählen lange und sind total fasziniert von ihr. Vielleicht hören wir ja mal von ihr.

Wir laufen in die Altstadt von Kruja. Über den Basar zur alten Stadt bzw. Ruine aus dem Jahre 1190. Auf einer Bank machen wir Pause, als diese plötzlich zwei Mal wackelt. Hä??? So stark ist der Wind doch gar nicht. Später erfahren wir, dass dies ein Erdbeben der Stärke 5,8 im ca. 30 Kilometer entfernten Durres war. Es gab viele Verletzte und beschädigte Häuser.

Leichtes Frühstück, herzlicher Abschied und wir machen uns auf den Weg zum Ohridsee. Der Magen knurrt und wir möchten zwischendurch was Essen. Plötzlich taucht ein winkender Biker neben uns auf, rauscht aber weiter. Wow, ein amerikanisches Nummernschild. Am nächsten Kreisel hält er Ausschau nach uns und passt uns ab. Matt möchte uns ein Stück begleiten, wie cool ist das denn. Während der Kaffeepause hat der Kalifornier einiges zu erzählen. Seine 1250er BMW ist in Arizona zugelassen und er macht eine 15monatige Weltreise. In London gelandet ist er jetzt 4 Monate in Europa unterwegs. Wir werden ihn auf Instagram verfolgen. Zusammen überqueren wir die Grenze zu Nordmazedonien, verabschieden uns leider an dem Abzweig zu unserem Campingplatz.

Direkt am Ohridsee werden wir mit Espresso und Raki begrüßt. Ab in den leeren Magen. Ich war nur kurz auf der Toilette und schon steht Volker mit einem Bierkrug in der Hand erzählend mit dem Augsburger Nachbarn da. Das gibt es doch nicht. In einer Mischung aus besoffen und koffeingeladen geht der Zeltaufbau etwas langsamer.

Das Müsli ist leer. Wir brauchen was zum Frühstücken morgen. Es gibt nur einen winzigen Markt in der Straße. Wir quetschen uns hinein, doch die Omi hinter der Kasse starrt nur gebannt auf den Fernseher. Schon dem Ausgang zugewandt, entdecken wir ein einsames Hörnchen im Glasschrank. Verzweifelt wühlen wir im Geldbeutel nach Kleingeld. Genervt, weil es so lange dauert und wir die spannende Sendung unterbrochen haben, schenkt sie uns das Teil.

Wieder zurück lernen wir einen Australier aus Kathrin kennen, der mit einem Wohnmobil durch Australien fährt. Und schon sind wir im Schwärmen.

Die nächste Tagestour wird leider etwas nass. Seit drei Monaten hat es hier nicht mehr geregnet. Volltreffer für uns. Es wird heftiger und wir verkriechen uns früh ins Zelt. Das Gewitter zieht sich durch die Nacht und der Regen prasselt bis morgens um 8 Uhr auf unser Zelt. Wie jedes Jahr werde ich mit Stevie Wonder geweckt. Da es hier keinen Aufenthaltsraum gibt, wo wir den Regentag aussitzen können, packen wir unser nasses Eigenheim ein. Außerdem haben die Daunenschlafsäcke durch die Feuchtigkeit nur noch das halbe Volumen. Ich möchte wieder nach Albanien. Dort sind die freundlicheren Menschen.

Das ausgetrocknete Bachbett hat sich zum reißenden Fluß verwandelt. Immer wieder schießt das Wasser vom Berg auf die Straße.

Mein lieber Mann hat uns ein Zimmer in einer "Burg" auf dem Berg gebucht. Er schaukelt mich durch eine schöne Landschaft in ein kleines Hotel mit Turmzimmer. Bei der netten Familie fühlen wir uns wie zu Hause. Dann kommen auch noch zwei Mopeds aus Kanada.

Die jungen Männer fahren 4 MONATE offroad durch Europa (TET). Wer sie verfolgen möchte: surlatet.blogspot.com

Guillaume und Dominic singen mir ein Geburtstagsständchen auf französisch. Sie erfüllen sich einen Traum, denn einer der Beiden hat Krebs und sollte den letzten Winter schon nicht überleben.


Weiter Richtung Süden

13. - 19.09.2019

An der wunderschönen Küste schlängeln wir uns an Split vorbei. Hier ist es inzwischen heiß geworden (30 Grad). Wir erkennen das Lokal, wo wir vor 10 Jahren gegessen haben, suchen aber nach einem einfachen Campingplatz für eine Nacht. Es ist spät und der Hintern will ab sofort nicht weiter. Ausgerechnet landen wir auf einem 4-Sterne-Glamping. Werden es aber nicht bereuen, denn wir lernen die hamburger Gastfreundschaft kennen. Das Zelt steht und wir haben uns im  Meer abgekühlt. Nach dem zweiten Feierabendbier für den Fahrer überfällt uns die Müdigkeit. Unser netter Nachbar fängt uns ab und lädt uns so herzlich zu einem Bier ein, dass wir den Zahnpastageschmack ignorieren und gerne annehmen. Mit Sohn und Lieblingscousin ist er im nagelneuen Wohnmobil unterwegs. Wir tauschen tolle Geschichten aus.

Direkt ins Zelt strahlt ein Flutlicht und außerdem haben wir Vollmond. In der Ferne trällert eine Arie und in der Nähe wird lauthals geschnarcht. Das klingt zusammen so eigenartig, dass wir beide einen Lachkrampf bekommen. Nachts (allerdings taghell) finde ich meinen Kopf immer wieder einen Stock tiefer und als ich morgens aufwache, habe ich Volkers Füße vorm Gesicht. Bevor es zu warm wird, brechen wir auf. Die drei Jungs verabschieden uns und versprechen zu schreiben. Wir freuen uns.

Mittags erreichen wir die Grenze zu Montenegro. 30 Minuten müssen wir in der prallen Sonne bei 31 Grad warten, bis wir endlich das für uns neue Land betreten dürfen. In der Bucht von Kotor wollen wir erst einmal verweilen. Winfried, danke für deinen Tipp. Wir werden hier auch eine tolle Überraschung erleben.

Da unsere Kleidungsstücke genau abgezählt sind, legen wir hier einen Waschtag ein. Außerdem ist es Zeit für eine Tagestour ohne Gepäck. Diese führt uns direkt in die Berge. Hier soll es eine schmale kurvige Straße geben. Volker biegt ab und es wird so steil und eng, dass ich erst ausatme, als er anhält. Adrenalingeladen steige ich ab. Es war nur eine GPS-Schleife, die uns allerdings eine grandiose Aussicht beschert.

Um den Schweiß abzutrocknen, setzen wir uns in ein Lokal und lassen uns verschiedene Meeresbewohner schmecken. Genug mit der Bedienung geshakert, wir wollen noch eine Runde drehen. Als wir uns am Motorrad anziehen, hält plötzlich ein Wohnmobil aus Erding. Dieter steigt aus. In Patagonien vor fast 9 Jahren mit Bike kennengelernt und in Montenegro wieder getroffen. Endlich lernen wir seine tolle Frau Gabi kennen. Sie kommen gerade noch so auf unserem Campingplatz unter und wir verbringen schöne Stunden zusammen.

Beim herzlichen Abschied nehmen wir uns vor, bis zum nächsten Treffen nicht mehr so lange zu warten. Die Beiden fahren nach Kroatien und wir lernen ein wunderschönes freundliches Land kennen.

Schnell und unkompliziert reisen wir in Albanien ein und steuern den Campingplatz Agora Farmhouse am See an (Tipp von Gabi und Dieter). Unser Zelt stellen wir neben angriffslustigen Gänsen auf. Nachdem wir eine Schwimmrunde gedreht haben, erfahren wir, dass es Seeschlangen gibt. Allein Volkers geschocktes Gesicht war das Abenteuer schon wert.

Die Nacht war sehr idyllisch und ruhig. Wenn man das endlose Hundegebell abzieht. Früh fahren wir zur gebuchten Fähre, die uns 2 1/2 Stunden durch eine tolle Schlucht schippert.

Durch die Berge geht es mit Moped zurück. Volker fährt seine bisher schönste Strecke. Kurven ohne Ende auf einsamer Straße. Die Aussicht ist der Hammer. Das Wort Hunger kaum ausgesprochen, erscheint mitten im Nirgendwo ein Schirm. Im schattigen Wald, gegenüber der Straße sitzen Männer beim Mittagessen. Ein Junge flitzt mit Tablett hin und her. Volker fragt, ob wir noch was bekommen. Da das Gemüse alle ist, steigt der Teenie ins Auto und brummt los. Mit Nachschub eingetroffen, tischt er uns auf. Jeweils einen Teller Tomaten, gebratene dicke fette Wurst, Gurken, Schafskäse, ein Korb Brot, eine ganze Packung Servietten und 2 Gabeln. Dann strahlt er wie ein König. Hier sitzen wir über den Dächern der Welt und der Ausblick ist unbezahlbar.


Ein nasser Start

07. - 12.09.2019

Endlich! Nach monatelangem Warten, starten wir das vollbepackte Motorrad. Jedes Teil sitzt an Ort und Stelle und Volker ist inzwischen Weltmeister im Speichen abklopfen. Auch die seit langem schlechteste Wettervorhersage bremst das Reisefieber nicht. Da es sogar in Kroatien regnen soll, sitzen wir die zwei nassen Tage in Afritz am See aus (gute Entscheidung, wie wir später erfahren).

Herrlich, das Wolkenspiel um die Berge. Über den Wurzenpass fahren wir durch Slowenien. Die Landschaft verschlägt uns den Atem. Volker ist im Kurven-Flow und seine Begeisterung ist nicht mehr zu bremsen. Durch vergessene Bergdörfer, einsame Traumstraßen, stehen wir plötzlich an der Grenze zu Kroatien. Nach freundlicher Passkontrolle geht es weiter über viele Berge. Kaum zu glauben, dass wir bald am Meer sind. Bei mir kämpfen inzwischen Euphorie und schmerzender Hintern um die Wette. Plötzlich, nach einer Kurve, ertönt ein Stereo-Freudenschrei aus den Helmen. Die Adria liegt vor uns. Im Sonnenuntergang fahren wir über die Brücke auf die Insel Krk. Wir registrieren uns, werden von neugierigen Touristen aufgehalten und bauen unser Zelt in tiefster Finsternis auf.

Nachdem wir das Frühstück direkt am Meer eingenommen haben, gehen wir zu Fuß auf Erkundungstour. Auf der Suche nach einem abgelegenen Platz für Flugaufnahmen, finden wir eine FKK-Stelle. Selbst von unserer Spontanität überrascht, stehen wir nackt im glasklaren Wasser. Bei angenehmen Temperaturen genießen wir frischen Fisch, hausgemachtes Eis und spüren ein Kribbeln. Dies ist noch nicht unser gesuchtes Abenteuer.

Nachdem wir das Frühstück direkt am Meer eingenommen haben, gehen wir zu Fuß auf Erkundungstour. Auf der Suche nach einem abgelegenen Platz für Flugaufnahmen, finden wir eine FKK-Stelle. Selbst von unserer Spontanität überrascht, stehen wir nackt im glasklaren Wasser. Bei angenehmen Temperaturen genießen wir frischen Fisch, hausgemachtes Eis und spüren ein Kribbeln. Dies ist noch nicht unser gesuchtes Abenteuer.

Beim Feierabendbier machen wir einem Paar platz. Der Mann fängt an zu erzählen und wir hören eine unglaubliche Geschichte. In Ostberlin geboren, Maurer gelernt, im Westen Bauingenieur studiert, Profifußballer, nebenbei Pianist, später Pädagogik studiert und als Schuldirektor in Pension gegangen. Historiker war er auch noch. Am 13. August 1961 schwamm er im letzten Moment, nur mit Hemd und Hose, durch einen Kanal in den Westen. Inzwischen ist er 82 Jahre alt.